Samstag, 23. Januar 2010

Illinger Rekord-Rosenmontagszug einer der größten und schönsten im Land




23 Motivwagen von der Arche bis zum Knallerbsen-Narrenschiff – Über 70 Gruppen - Erstmals mit echt alemannischer Guggemusi

„Wir haben die 70 geknackt!“ Gabi Steuer strahlt, als Martin Schreiner und Bernhard Bauer noch weitere Gruppen melden. Mehr als 70 Wagen, Fuß- und Musikgruppen werden am Rosenmontag durch die Illinger Straßen ziehen. Auf das neue Rekordergebnis ist die ganze Rosenmontags-AG mit Zugchefin Gabi Steuer stolz. Beim Pressetermin sind außerdem der stellvertretende Ortsvorsteher Joachim Fuchs, Rosel Resch, Alois Bäumchen, Andreas Bost (DRK), Irene Cerwinski (Burgnarren), Bürgermeister Armin König, Ulrike Finkler, Klaus Schlicker, Tobias Wahl (alle Knallerbsen) und Hans Bastian (AG) mit im Boot. Sie stellen übereinstimmend fest, dass ein solcher Riesengaudiwurm nur im Teamwork zu bändigen ist. In nur sieben Jahren hat sich die Zahl der Gruppen von 36 auf 72 verdoppelt. „Weil wir ein tolles Team sind“, erläutert Irene Cerwinski. „Und weil Gabi Steuer eine tolle Organisatorin ist, die prima motivieren kann“, meint Armin König. König und Steuer haben den Zug 2003 nach fast 20jähriger Pause wieder auf die Beine gestellt - anstelle einer Rathauserstürmung, die nur einige hundert Menschen hinter dem Ofen hervorlockte. Inzwischen kommen über 10.000 Besucher zum kilometerlangen Rosenmontag nach Illingen und Gennweiler. Als ein wichtiges Stück Heimatkultur sieht nicht nur Ischel-Ehrenpräsident Rudi Marx den Illinger Rosenmontagszug und die Fastnacht.

Mindestens 700 Teilnehmer werden beim Zug mitmachen. „Das Tolle ist, dass von den Schulen bis zu den Senioren alle Altersgruppen mit von der Partie sind“, stellt Gabi Steuer erfreut fest. So kommen allein die Wustweiler „mit mindestens 100 Karnevalisten von 5 bis 82 Jahren“, berichtet Bernhard Bauer von den „Ischele“, die in diesen närrischen Tagen 4 x 11 Jahre feiern. Zum ersten Mal ist eine echt badische Guggemusi im Illinger Rosenmontagszug: die „Schachdlbachkracha“ aus Rastatt bei Karlruhe kommen mit einem ganzen Bus und werden anschließend im Pfarrsaal von Irene Cerwinski und den Burgnarren mit einem Frühstück versorgt.

Inspiriert von der Neujahrsrede Armin Königs wird zurzeit fleißig an einer Arche gesägt und gehämmert. Wobei weitere Informationen darüber zunächst noch streng geheim sind. 23 Motivwagen sind in Arbeit, die einen mit politischem Touch, andere mit Lokalkolorit. „Der Zug wird immer schöner und besser“, stellt „Eichert“ Martin Schreiner fest, einer der Pioniere des 2003 wieder gestarteten Illinger Rosenmontags, der in den ersten Jahren zu den Fahrern des Elfer-Rads gehörte. Dass so viele Motivwagen dem Illinger Gaudiwurm Profil geben, ist für die Zuschauer sehr attraktiv, findet Hans Bastian, der ebenfalls zu den „Taufpaten“ des Zugs 203 gehörte und jedes Jahr mit Begeisterung mitmacht.

Auch die über 40 Fußgruppen sind sehr attraktiv. Mit „superschönen Kostümen“ beteiligt sich eine Barockgruppe aus Uchtelfangen am Zug. Stark vertreten ist die Jugend: Neben den jungen Narren aus den Vereinen sind auch die Aktion Palca, das JUZ und Schulgruppen vertreten, so dass auch die Zukunft des Illinger Rosenmontagszugs gesichert ist, wie Ali Bäumchen von der AG erleichtert bemerkt. Unterstützt werden die Jugendgruppen vom Gaswerk Illingen und vom Bürgermeister. Schließlich müssen nicht nur Kostüme genäht werden, sondern auch Bonbons als Wurfmaterial gekauft werden.

Es beim Illinger Rosenmontagszug neben der Versorgung und der Organisation weitere wichtige Pflichtaufgaben: „Sicherheit wird groß geschrieben“, sagen Andreas Bost vom DRK sowie Wehrführer Markus Volz und sein Feuerwehr-Stellvertreter Sven Haben. 120 freiwillige Helfer sind in Aktion, um den Zug zu sichern. „Das geht alles Hand in Hand“, stellt die stets präsente Gabi Steuer fest. Die Vereine und Privatinitiativen sorgen selbst auch für Sicherheit. Jede Achse eines Wagens wird durch einen Begleiter gesichert.

Neben DRK und Feuerwehr sind auch THW, Polizei und Bauhof in Aktion, um das Großereignis gut über die Bühne zu bringen. Bürgermeister Armin König ist froh, dass es bisher keine Alkoholprobleme gab. Da kann ihm Andreas Bost vom DRK nur beipflichten. „Das ist eine saubere Veranstaltung. Da gibt es keine großen Probleme. Das hängt auch damit zusammen, dass der Zug schon morgens um 10 Uhr startet“. An die über 70 Gruppen geht auch diesmal wieder der Appell, keine hochprozentigen Getränke an Jugendliche zu geben.

Die Illinger Gastronomie ist auf den Massenansturm an Rosenmontag vorbereitet. Die Illinger Cafés und Restaurants sorgen schon vor Zugbeginn dafür, dass Teilnehmer und Besucher fit werden. Auf dem kilometerlangen Weg vom Rathaus über die City und die Poststraße bis Gennweiler und zurück zum Zentrum sorgen Verpflegungsstellen in der Etappe dafür, dass jeder die Strecke schafft.
Während des Zuges wird unter anderem der Hobbyclub der Börrchen Kicker in Gennweiler für Essen und Trinken bestens sorgen. Aber auch die Truppe im Pfarrheim ist für den Ansturm gerüstet. Der Schlusspunkt wird mit der traditionellen Rosenmontagsparty in der Illipse gefeiert, wo die Kultband „Sound 75“ und „DJ Breidti“ einheizen.

Doch die Narren haben die Illipse nicht nur am Rosenmontag fest in der Hand. So finden am 30.1. und am 6.02. die Kappensitzungen der Knallerbsen statt. Für die sechste Teen Star Kappensitzung am 31.1. wurde erstmals ein eigenes Plakat von Kindern selbst entworfen. Tobias Wahl wird auch in diesem Jahr durch das abwechslungsreiche Programm führen. „Ein Kracher“ ist die Knallerbsen Power Party. In diesem Jahr spielen die Blechblosn, Haus- und Hofband des FC Bayern München und des TSV München. Die achtköpfige Band ist Garant für eine freche, urige und vielseitige Show, die am Faasend Samstag mit den besten Hits aus Rock, Pop, Swing und Country für Hochstimmung sorgen werden. Traditionell wird Bürgermeister König die Narren am Fasendsamstag zum Bütten-Dichterwettstreit im Rathaus empfangen.

Meldeschluss für die Beteiligung am Rosenmontagszug ist der 29. Januar (06825-409 102)
Am Freitag werden am Markt Plaketten verkauft, wire jedes Jahr zünftig bei Jagertee und Faasekiechelcher.

Montag, 18. Januar 2010

Illingen eine Topadresse im mittleren Saarland - Erstes Gespräch des neuen VGV-Vorstands mit der Verwaltung

Die Gemeinde Illingen und der neue Vorstand des Verkehrs- und Gewerbevereins VGV wollen intensiv zusammenarbeiten. Sie sehen gute Chancen für gemeinsame Aktivitäten zur Förderung des Einzelhandels und der  Wirtschaft in Illingen. Das ist das Ergebnis eines ersten Treffens zwischen Bürgermeister Armin König und dem VGV-Vorstand unter seinem neuen Vorsitzenden Jarno Kirnberger im Rathaus. "Illingen ist eine Topadresse im mittleren Saarland, und wir wollen, dass dies so bleibt."

Die Stimmung stimmte zwischen dem Wirtschaftförderungs-Team der Verwaltung und dem VGV-Vorstand. "Wir haben gleiche Interessen und sind gleichermaßen engagiert", stellten König und Kirnberger sowie ihre Teams übereinstimmend fest. Es ging um Marketing-Aktivitäten wie den Viehmarkt, den Wurstmarkt und den Illtaler, aber auch um die Situation der Hauptstraße und die Perspektiven in und für Illingen. Dass beide Seiten vor Ideen sprühten und alles tun wollen, um Illingen auch in der derzeitigen Krise fit für die Zukunft zu machen, stimmte alle Teilnehmer optimistisch.

Bürgermeister Armin König äußerte sich erfreut darüber, dass es gelungen sei, parteiübergreifend ein Konzept für das Höll-Gelände zu erstellen. "Wir wollen darüber sehr offen und transparent informieren", erläuterte der Bürgermeister. "Wir waren noch nie so weit". Da jetzt Zuschussfragen auf dem Spiel stehen, muss als Grundlage ein Gemeindeentwicklungskonzept erstellt werden. "Zum Glück können wir auf die Erkenntnisse der Bürgerbeteiligung aus dem Projekt 2030 zurückgreifen. Dadurch kommen wir schneller und sehr viel preiswerter zu Ergebnissen", erläuterte Ludger Wolf. Das Projekt "Illingen 2030" mache sich jetzt bezahlt. Das sieht auch der VGV positiv. Illingen sei dank der Initiativen der Verwaltung und der guten Kooperation mit den Betrieben sehr gut aufgestellt.

Wünsche wurden ebenfalls geäußert. Wie Oliver Bremerich erläuterte, hätte der VGV auch die Veranstaltung des Viehmarkts 2010 sehr begrüßt, da imVorjahr beim Viehmarkt 2009 einer der stärksten verkaufsoffenen Sonntag der jüngsten Vergangenheit zu verzeichnen gewesen wäre. König und Wolf erläuterten, dass im Superwahljahr 2009 wegen des unklaren Meinungsbilds im neuen Gemeinderat nicht klar gewesen sei, ob es eine Mehrheit für den Viehmarkt 2010 gebe. Deshalb habe man entschieden, sich 2010 auf den Themenweg, die Neueröffnung der Hirztaler-Käserei sowie die Top-Veranstaltungen Rosenmontag und Burg- und Weiherfest und Aktionen im Tourismus zu konzentrieren und erst 2011 wieder einen Viehmarkt zu veranstalten. Wie Jarno Kirnberger erläuterte, wird es 2010 auch wieder einen Wurstmarkt geben. Für alle Veranstaltungen vereinbarten die Verwaltung und der VGV eine intensive Zusammenarbeit, auch bei der Werbung. Allgemein gelobt wurden die Weihnachtsbeleuchtung und der Illtaler.

Der neue Vorstand brachte auch neue, kreative Ideen für Veranstaltungen und Marketing sowie Kundenbindung ins Gespräch ein, die von der Verwaltung begeistert aufgenommen wurden.

"Bei so vielen Impulsen sind wir sicher, dass Illingen auch in Zukunft eine Topadresse im mittleren Saarland bleiben wird", stellte König nach dem Treffen fest. Die Chancen für Illingen stehen gut.

Samstag, 16. Januar 2010

Heinz Oliberius - ein Künstler wird wieder entdeckt

von Armin König

Ein Künstler ist neu zu entdecken: Heinz Oliberius.
Er war einer der besten und produktivsten saarländischen Bildhauer. 1968 nahm er seinen Wohnsitz im Saarland, 1968 wurde er Mitglied im Saarländischen Künstlerbund, und seit dieser Zeit war er ständig präsent – mit Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen, mit der Aufstellung von Skulpturen im öffentlichen Raum, mit der Gestaltung sakraler Räume. Er war ein Unermüdlicher, ein Künstler, der nicht nur Bewegung gestaltete, sondern selbst in Bewegung war, kraftvoll, vital, ausdrucksstark. Im Künstlerlexikon Saar sind von 1968 bis zum Tod von Heinz Oliberius im Jahr 2001 – also in 33 Jahren – insgesamt rund 50 Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen verzeichnet.
Seine Skulpturen sind Teil der Alltagskultur im Land, seine Altäre, Tabernakel und Altarraumgestaltungen machen aus Kirchen Kunstwerke. Täglich begegnen hunderte Menschen seinen Brunnen, Stelen, Plastiken und gehen achtlos vorbei, den Künstler kennen sie nicht: Heinz Oliberius zählt zu den markantesten, aber nicht zu den bekanntesten Künstlern des Saarlandes. Selbst in seinem einstigen Wahl-Heimatkreis St. Wendel kennen den 2001 gestorbenen Bildhauer und Maler nur Insider. Dabei  war der stille Bildhauer einer der bedeutendsten Künstler des Saarlandes.
Oliberius hat weit über das Saarland hinaus gewirkt. Neue Sezession Darmstadt, Pfalzgalerie Kaiserslautern, Ludwigshafen, Trier, Köln, Düsseldorf, Schweich, Frankfurt, Duisburg, Luxemburg, Barcelona, Forbach, Metz – das sind nur einige der Stationen. Es gab kaum ein Jahr, in dem er nicht an Künstlerbund-Austellungen teilnahm.
Zuletzt waren es die Visionen 2000 – künstlerische Positionen am Beginn des 21. Jahrhunderts.
Nachdem es einige Jahre still um ihn geworden war, hat Margit Oliberius nun dafür gesorgt, dass der Bildhauer eine Art posthumer Renaissance erlebt.
Wir haben uns 2008 zum ersten Mal getroffen.
Margit Oliberius führte mich an den äußersten Rand des Saarlandes, nach Saal, wo sie mir Werke zeigte, die mich tief beeindruckt haben.

An jenem Tag in Saal wusste ich schlagartig, dass ich das Werk eines großen Künstlers vor mir hatte. Es war wie ein Blitzschlag der Erkenntnis, und ich wollte mit meinen bescheidenen Möglichkeiten dazu beitragen, Heinz Oliberius wieder die ihm gebührende Anerkennung zu verschaffen.
Die erste Gelegenheit ergab sich im Januar, als wir in der Illipse die markante schwarze Skulptur König und Königin aufstellen durften. Der Name der Skulptur ist Programm. Anklänge an das königliche Spiel Schach sind ebenso gewollt wie Assoziationen zum Hohen Lied König Salomos aus dem Alten Testament.
Seit dem letzten Herbst  steht eine weitere Skulptur in Illingen im öffentlichen Raum, die Große Stehende - aufgestellt an der Vorburg Burg Kerpen. Neben dem Sandstein der Burg die rostrote Oberfläche einer Skulptur, die Figürliches und Abstraktes gleichermaßen vereint.  Es ist ein Werk der Kontraste. Hier der starre Winkel, dort die geschwungene Linie, hier das Bodenständig-Schwere, perfekt im schweren Material ausgebildet, dort das Spielerische einer androgynen Doppelfigur die das Männliche und das Weibliche zusammenführt.
Es ist ein Schlüsselmotiv von Heinz Oliberius. Das Motiv der Begegnung und Zuwendung von Mann und Frau hat er seit den 1970er Jahren wieder und wieder ausgeführt und variiert. Trennung und Verschmelzung, Individualität und Komplementarität sind zwei Aspekte einer handwerklich perfekten Kunstausführung. 
Er war ein perfekter Handwerker.
In Frankfurt absolvierte er eine Steinmetz- und Ornamenthauerlehre bei Bruno Rohde im Marmor- und Natursteinwerk.  Die Steinmetzlehre weckte sein Interesse am Gestalten und am kreativen bildhauerischen Arbeiten und führt zu dem Entschluss, sich an der Städelschule für die Bildhauerklasse von Hans Mettel zu bewerben, wo er 1959 aufgenommen wurde.
Die in dieser Zeit entstehenden Steh- und Sitzfiguren zeugen von einer Auseinandersetzung mit der Kunst Lehmbrucks und den Kompositionsgedanken Hans von Marées’ und Adolf von Hildebrands. Insbesondere die Tektonisierung im Figurenaufbau und die Reduktion des Figurganzen auf geometrische Grundformen sind für Oliberius von Bedeutung und bilden die Grundlage für sein weiteres Schaffen.

Nach Abschluss seines Studiums arbeitete Oliberius bis 1966 in Frankfurt, bevor er anschließend ins Saarland zog, zunächst nach Neunkirchen und später nach Saal im Kreis St. Wendel.
Seine Skulpturenwiese in Saal war einzigartig. Leider (oder für Illingen  glücklicherweise) mussten die Skulpturen geräumt werden – wegen Nachnutzung.
Nun haben wir im Fellenberg-Museum erneut Gelegenheit, das Werk von Heinz Oliberius kennen zu lernen.
Er ist ein Glücksfall für das Saarland.
Es ist an der Zeit, dass wir ihm (wieder) die gebührende Referenz erweisen.



Literatur:
Bayer, Andreas (2001): Heinz Oliberius – Themen und Motive. In: Museum St. Wendel (2001): Heinz Oliberius Retrospektive.
Förderverein Kunstzentrum Bosener Mühle (1997): Heinz Oliberius. Skulpturen, Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen.
König, Armin (2009): Oliberius-Plastik König und Königin neu in der Illipse. Leihgabe von Margit Oliberius an Illingen - Bedeutendes Werk eines großen Saarlandes. In: Illinger Seiten v. 26. Jan. 2009.
König,  Armin (2009): Große Stehende von Heinz Oliberius an der Burg Kerpen in Illingen. Anmerkungen zur Aufstellung von Bürgermeister Armin König. URL: http://arminkoenig.de/blog/archives/325 (Stand: 19.7.2007)
Künstlerlexikon Saar: Oliberius, Heinz. URL: http://www.kuenstlerlexikonsaar.de/personen-a-z/artikel/-/oliberius-heinz/477/  (Stand: 19.7.2009)
Museum St. Wendel (2001): Heinz Oliberius Retrospektive.
Scharwath, Günter (1997): sculptura perennis. In: Förderverein Kunstzentrum Bosener Mühle (1997): Heinz Oliberius. Skupturen, Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen.

(c) 2010 Armin König
http://www.arminkoenig.de/Publik/Heinz_Oliberius.pdf